Die Arbeiten am neuen Formel 1-Auto begannen vor 16 Monaten, als das Team noch um seinen vierten Weltmeister-Titel kämpfte. Die Entwicklungsarbeiten wurden von einer kleinen Gruppe an Ingenieuren vorangetrieben, die das generelle Fahrzeugkonzept erarbeitet hat. Im Verlauf der Saison 2018 und mitten im spannenden und fordernden Titelkampf begannen immer mehr Ingenieure in Brixworth und Brackley mit ihrer Arbeit am W10.
Bis zur F1-Sommerpause 2018 arbeitete bereits mehr als die Hälfte der Ingenieure im Designbüro am W10. Als der F1-Tross sich im Oktober nach Amerika aufmachte und das Team sowie Lewis ihren jeweils fünften Weltmeister-Titel feierten, liefen die Arbeiten am W10 in der Fabrik bereits auf Hochtouren - erste Teile des künftigen Boliden wurden entwickelt und produziert. Alles in allem wurden ungefähr 7.000 Zeichnungen zur Produktion freigegeben.
Über den Winter wurden viele der Hauptkomponenten und Subsysteme wie die Kraftübertragung, die Aufhängung, das Kühlsystem und die Power Unit rigorosen Tests unterzogen. Dabei wurden die Teile Belastungen, Temperaturen und Materialermüdungszyklen ausgesetzt, die sie auch im Laufe einer Formel 1-Saison erleben. Bevor das Auto heute zum ersten Mal auf die Strecke fuhr, hatte das Team mit all diesen verschiedenen Komponenten bereits rund eine halbe Million Kilometer zurückgelegt.
Das erste „Fire-Up“ ist ein weiterer besonderer Moment, wenn zum ersten Mal alle Kernsysteme - die Hydraulik, die Elektrik, das Benzinsystem, das Kühlsystem, das Getriebe, das Chassis und natürlich die Power Unit - zusammengebaut werden und der Motor erstmals gemeinsam mit den anderen Systemen läuft.
Im Vergleich zum Vorjahresauto wurden am Mercedes-AMG F1 W10 EQ Power+ einschneidende Veränderungen vorgenommen. Der Großteil davon ist auf die erheblichen Änderungen im Technischen Reglement für die Formel 1-Saison 2019 zurückzuführen.
Neben den aerodynamischen Veränderungen, auf denen der Hauptfokus bei der Entwicklung des W10 gelegen hat, arbeitete das Team auch hart daran, die Schwächen des Vorgängers auszumerzen und dessen Stärken weiter auszubauen.
Das Fahrverhalten des W09 war ein großer Fortschritt gegenüber dem eher eigenwilligen W08, der den Spitznamen „Diva“ erhalten hatte. Dadurch war das Team auf Strecken konkurrenzfähig, auf denen es in den Vorjahren Schwierigkeiten hatte. Aber obwohl der Mannschaft in diesem Bereich Verbesserungen gelungen sind, konnte sie die Performance der Hinterreifen nicht so gut konservieren wie einige der Konkurrenten. Entsprechend hart arbeitete das Team an der Aufhängung und den aerodynamischen Charakteristiken, um ein Auto zu bauen, das sanfter mit den Reifen umging.
Trotz erheblicher Veränderungen in vielen Fahrzeugbereichen blieben beim W10 auch einige Charakteristiken seines Vorgängers erhalten. So sind die generelle Bauweise und der Radstand unverändert. Dieses Konzept wurde weiter verfeinert: die Teile wurden alle noch enger und schlanker gestaltet. Jede dieser Änderungen erlaubt es, die aerodynamische Performance noch weiter zu verbessern, als es unter den physikalischen Einschränkungen des 2018er Designs möglich gewesen wäre.
Der W10 erzielte im Laufe der Saison 2019 15 Siege, darunter neun Doppelsiege, 32 Podestplätze, 10 Pole Positions, 22 Startplätze in der ersten Reihe sowie neun schnellste Rennrunden. Während der Wintertestfahrten und den 21 Rennwochenenden legte das Auto 7.813 Runden zurück, während denen es 382.789 Gangwechsel absolvierte und 128.791 Kurven durchfuhr.
Bauart: | Kohlefaser und Waben-Kompositstruktur |
Karosserie: | Kohlefaser, inklusive Motorabdeckung, Seitenkästen, Unterboden, Nase, Frontflügel und Heckflügel |
Cockpit: | Entfernbarer Fahrersitz aus anatomisch geformter Kohlefaser, OMP Sechs-Punkt-Sicherheitsgurt, HANS-System |
Sicherheitsstrukturen: | Cockpit-Überlebenszelle mit Aufprall- und Eindringungsschutz, vordere Crash-Struktur, vorgeschriebene seitliche Crash-Strukturen, integrierte hintere Crash-Struktur, Überrollbügel vorne und hinten, Fahrer-Schutzvorrichtung aus Titan (Halo) |
Vorderradaufhängung: | Kohlefaser-Querlenker und Torsionsfedern (Schubstreben) und Kipphebel |
Hinterradaufhängung: | Kohlefaser-Querlenker und Torsionsfedern (Zugstreben) und Kipphebel |
Räder: | OZ geschmiedetes Magnesium |
Reifen: | Pirelli |
Bremssystem: | Carbone Industries Carbon / Carbon Bremsscheiben und -Beläge mit „brake-by-wire“ (hinten) |
Bremszangen: | Brembo |
Lenkung: | Servounterstützte Zahnstange und Getriebeanordnung |
Lenkrad: | Kohlefaserkonstruktion |
Elektronik: | ECU nach FIA-Standard, Elektroniksystem und Elektrik mit FIA-Zulassung |
Ausstattung: | McLaren Electronic Systems (MES) |
Benzinsystem: | ATL mit Kevlar verstärkter Gummiblase |
Schmiermittel & Öle: | PETRONAS Tutela |
Getriebe: | Acht Vorwärtsgänge, ein Rückwärtsgang, Kohlefaser-Getriebegehäuse |
Schaltung: | Sequenzielle Halbautomatik mit hydraulischer Aktivierung |
Kupplung: | Carbonplatte |
Gesamtlänge: | Über 5.000 mm |
Gesamtbreite: | 2.000 mm |
Gesamthöhe: | 950 mm |
Gesamtgewicht: | 743 kg |
Typ: | Mercedes-AMG F1 M10 EQ Power+ |
Mindestgewicht: | 145 kg |
Umfang der Power Unit: | Verbrennungsmotor (ICE) |
Motor-Generator-Einheit – Kinetisch (MGU-K) | |
Motor-Generator-Einheit – Hitze (MGU-H) | |
Turbolader (TC) | |
Energiespeicher (ES) | |
Kontroll-Elektronik (CE) | |
Power Unit Zuteilung: | Drei ICE, TC & MGU-H pro Fahrer und Saison |
Zwei MGU-K, ES, CE pro Fahrer und Saison |
Hubraum: | 1,6 Liter |
Zylinder: | Sechs |
Zylinderbankwinkel: | 90 |
Anzahl der Ventile: | 24 |
Max. Drehzahl ICE: | 15.000 U/Min |
Max. Benzindurchfluss: | 100 kg/Stunde (über 10.500 U/Min.) |
Benzineinspritzung: | Hochdruck-Direkteinspritzung (max. 500 bar, eine Einspritzdüse/Zylinder) |
Aufladung: | einstufiger Kompressor und Abgasturbine an einer gemeinsamen Welle |
Max. Drehzahl Abgasturbine: | 125.000 U/Min. |
Bauart: | Integrierte Hybrid Energierückgewinnung mittels einer elektrischen Motor-Generator-Einheit |
Energiespeicher: | Lithium-Ionen Batterie-Lösung mit mindestens 20 kg (vom Reglement vorgeschrieben) |
Max. Energiespeicher/Runde: | 4 MJ |
Max. Drehzahl MGU-K: | 50.000 U/Min. |
Max. Leistung MGU-K: | 120 kW (161 PS) |
Max. Energierückgew./Runde MGU-K: | 2 MJ |
Max. Energieabgabe/Runde MGU-K: | 4 MJ (33,3 Sek. bei voller Leistung) |
Max. Drehzahl MGU-H: | 125.000 U/Min. |
Max. Leistung MGU-H: | unbegrenzt |
Max. Energierückgew./Runde MGU-H: | unbegrenzt |
Max. Energieabgabe/Runde MGU-H: | unbegrenzt |
Kraftstoff: | PETRONAS Primax |
Schmierstoffe | PETRONAS Syntium |